Digitalisierung im Recruiting
Einen generellen Überblick über die Digitalisierung der Personalbeschaffung gibt Prof. Dr. Wolfgang Jäger, der die Entwicklung im Recruiting seit vielen Jahren als Wissenschaftler und Berater begleitet. In seinem Beitrag analysiert er zunächst die Entwicklungsschritte des Recruitings auf dem Weg zum Recruiting 4.0, um dann im zweiten Teil die verschiedenen Anwendungsszenarien des digitalen Recruitings (Stichwort Robot-Recruiting) zu beschreiben. Stichworte sind Chatbots, automatisches Matching und der Einsatz moderner Sprachassistenten.
Die fortschreitende Digitalisierung verändert auch das Recruiting nachhaltig. Bewerber stellen heute andere Ansprüche an einen Bewerbungsprozess als früher und Recruiter können bei ihrer Arbeit auf digitale Technologien sowie datenbasierte Tools zurückgreifen. Big Data, künstliche Intelligenz und Robot Recruiting heißen die aktuellen Begriffe auch im Recruiting. Unter dem Schlagwort »Candidate Experience« hat sich der Blick im Recruiting stärker auf die Bedürfnisse und Erwartungen der Bewerber gerichtet ‒ insbesondere für die Bewerberzielgruppen, die nur schwer zu rekrutieren sind auf dem Arbeitsmarkt. Die Kernfragen bleiben immer die Gleichen. Wo treffe ich auf meine Zielgruppe? Wie trete ich mit ihnen in Kontakt?
In einer Zeit, in der jeder ständig online ist, wundert es nicht, dass die Jobsuche hauptsächlich auch im Netz stattfindet. Unangefochtener Spitzenreiter bei der Onlinejobsuche sind nach wie vor die einschlägigen Onlinejobbörsen. Auch wenn die Online- und Social Media-Präsenzen der Unternehmen sowie die großen Social Business-Netzwerke hier langsam aber sicher aufholen. Mehrheitlich suchen die Bewerber immer noch von zu Hause aus nach Jobangeboten. Der Laptop in den eigenen vier Wänden ist der mobilen Stellensuche von unterwegs aus also ‒ noch ‒ überlegen.
Potenzial für die Zukunft liegt in jedem Fall in einfachen und schnellen One-Click-Bewerbungen. Möglich ist dies schon heute, indem für eine Anmeldung oder Bewerbung Profildaten aus den Businessnetzwerken Xing oder LinkedIn genutzt werden. Der Vorteil? Der Rückgriff auf Profildaten aus Businessnetzwerken ist für Bewerber bequem und einfach. Die meisten Bewerber verfügen ohnehin bereits über ein Profil in mindestens einem der beiden Netzwerke, die auch in Punkto Active Sourcing ganz oben rangieren. Aber auch andere One-Click-Verfahren sind denkbar.
Generell ist festzustellen, dass neue Technologien und Verfahren ‒ auch vonseiten der Bewerber ‒ oftmals noch zurückhaltend bewertet werden. Das liegt aber auch daran, dass innovative Verfahren, beispielsweise im Bereich der mobilen Bewerbung, in der breiten Praxis immer noch wenig verbreitet sind. Bei weniger als zwei Prozent aller Unternehmen ist eine mobile Bewerbung möglich, die den Anforderungen an eine mobile Candidate Experience gerecht wird.
Prof. Dr. Wolfang Jäger ist seit 1995 Professor am Studiengang Media Management der Hochschule RheinMain Wiesbaden und Gesellschafter der DJM Consulting GmbH. Seine Forschungs- und Beratungsschwerpunkte liegen auf der Optimierung personalwirtschaftlicher und kommunikationsbezogener Prozesse und Strukturen.