Ansätze zur adäquaten Führung im Digitalen Zeitalter ‒ Darstellung einer Digital Leadership-Toolbox
Das Thema »Digital Leadership« hat Prof. Dr. Thorsten Petry mit seinem gleichnamigen Buch auf die Agenda vieler HR-Veranstaltungen und HR-Manager gesetzt. In diesem erläutert er kompakt, warum und wie sich Führung im Digitalzeitalter verändern muss und stellt dafür passende Ansätze vor.
Da die Umweltsituation im digitalen Zeitalter von sprunghaften Veränderungen, Ungewissheit, Komplexität und Ambivalenz geprägt ist, bedarf es regelmäßiger Überdenkung angewandter Management- und Führungsansätze.
Diese Situation erfordert laut dem sogenannten „VOPA+ Modell“ flexibles Vorgehen und schnelleres Reagieren, sowie das Nutzen der gesamt kollektiven Intelligenz des Unternehmens. Außerdem ist eine stark ausgeprägte Vernetzung und die offene Kommunikation der Führungskräfte von hoher Relevanz. All diese werden davon zusammengehalten, dass die Führungskräfte ihren Mitarbeitern vertrauen können.
Um die Vernetzung zu verstärken, besteht durch Enterprise 2.0- bzw. Social Collaboration-Plattformen die Möglichkeit, eine Social-Media-Präsenz aufzubauen. Zusätzlich sollten allerdings auch physikalische Netzwerkformate, in Form von gemütlichen Events realisiert werden, um Austausch und mehr Offenheit im Unternehmen anzuregen.
Eine weitere Möglichkeit, für mehr Offenheit zu sorgen, ist das Reverse Mentoring, bei dem auch jüngere Mitarbeiter ihr Wissen an die älteren weitergeben, sowie der Leading Out Loud Ansatz, in dem Führungskräfte beispielsweise Online Plattformen nutzen, um über ihren Entscheidung etc. zu berichten. Zusätzlich sind sogenannte Learning Journeys hilfreich, um mehr Offenheit für neue Technologien und eine andere Art von Führung zu erzeugen.
Um die Partizipation im Unternehmen zu steigern, können Veranstaltungsformate angewandt werden, die kollektive Intelligenz und Veranstalterteilnahme nutzen, um Ideen, Konzepte oder Prototypen zu entwickeln. Somit können Mitarbeiter mit in die Verantwortung genommen werden, und ihnen kann durch das Nutzen ihrer Ideen Wertschätzung vermittelt werden.
Des Weiteren gibt es auch Methoden, um für mehr Agilität im Unternehmen zu sorgen. Dazu gehört die der Vorgehensrahmen „Scrum“ mit ihren Kernaspekten: Flache Hierarchien, Selbstorganisation, Sprints, Pragmatismus, Prototyping, Feedback und Iteration. Weitere Möglichkeiten, sind die Lean-Start-Up-Methode oder Design Thinking, die konsequente Orientierung und Ausrichtung am Kundennutzen. Durch diese Ansätze zielt Agilität auf Vernetzung, Offenheit und Partizipation.
Zwar zeigt eine Befragung von deutschen Fach- und Führungskräften, dass sowohl agile Managementansätze als auch partizipative Workshopmethoden aktuell nur bei knapp einem Drittel der Unternehmen stark eingesetzt werden, allerdings hat die Nutzung solcher Ansätze in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Die Herausforderung liegt darin, bewährte, auf Effizienz und Exzellenz ausgerichtete Managementansätze und andererseits Ansätze, die stärker auf Geschwindigkeit und Innovation ausgerichtet sind, im richtigen Maße zu kombinieren.
Da Digital Leadership heutzutage eine gute Balance zwischen Offenheit und Führung voraussetzt, lösen sich die Komponenten Kommunikation und Interaktion aus dem klassischen Hierarchiedenken heraus. Eine solche, an den richtigen Stellen flachere Hierarchie, ergibt in Kombination mit den vorgestellten Tools sorgt somit gute Rahmenbedingungen, um ein Unternehmen adäquat im digitalen Zeitalter zu führen.
Prof. Dr. Thorsten Petry lehrt Unternehmensführung an der Hochschule RheinMain und ist im Masterstudiengang Digital Transformation an der Business School der Goethe Universität Frankfurt tätig. Daneben ist er seit vielen Jahren als Managementberater, Referent und Trainer aktiv. Im Mittelpunkt seiner Projekt- und Forschungsinteressen stehen die (Schnittstellen der) Themenbereiche Strategie, Organisation und Personalmanagement. Insbesondere forscht und berät er zum Einfluss digitaler Medien auf diese Themen.